Wer den Blog verfolgt und mich kennt, weiß, dass ich vor knapp sechs Jahren meine Frau und Freundin kennengelernt habe. In die Beziehung brachte sie den süßen, damals noch neun Jahre alten Mischling Lexy ein. Ein toller Hund mit Ausdauer und viel Spielvergnügen. Sie war ein Balljunkie, rannte, fing und kam immer zurück. Es ist schön, sich daran zu erinnern.
Persönlichkeit
Klar, jeder Hund ist einzigartig, aber Lexy war besonders. Keine bestimmte Hunderasse interessierte sie, sie spielte nur mit uns Menschen. Für meine Freundin war sie das beste Frauchen aller Zeiten. Lexy war einfach unglaublich – unbeschreiblich toll. Ihr Charakter war treudoof. Sie liebte den Ball, den Stock, das Wasser und war immer an der Seite meiner Frau.
Egal wie sehr man mit Lexy geschimpft hatte, weil sie etwas angestellt hatte, sie kam immer zurück. Sie war stets da für einen. Wenn man weinte, war Lexy da. Wenn man in den See sprang, kam Lexy mit. Egal wo und egal wann, Lexy folgte einem immer.
Ihr Interesse galt immer nur den Menschen, die um sie herum waren. Sie wich nie ab und war stets präsent zu jeder Zeit und an jedem Ort. Eine Persönlichkeit wie Lexy konnte nicht jeder Hund haben. Sie war etwas Besonderes.
Meine Erfahrungen
Da ich mit Hunden keine besonderen Erfahrungen hatte und eher ein Stubenhocker bin, war es für mich natürlich extrem schwierig, knapp zwei bis fünf Stunden pro Tag rauszugehen. Ich tat das wirklich nicht gerne, da auch meine Probleme mich damals zunehmend eingenommen hatten. Ich wünschte, es wäre anders gewesen und ich hätte bis zum letzten Tag ihres Lebens hier bei uns zuhause Aufmerksamkeit und Liebe geschenkt.
Krankheiten
Doch auch aufgrund von schwerer Arthrose und Inkontinenz, die sich bei Lexy fast wöchentlich verschlimmerten, war ich an meine Grenzen geraten. Ich konnte das nicht mehr. Es war für mich eine Belastung, jeden Tag besonders mit der Inkontinenz umzugehen. Es war einfach unfassbar belastend. Der Appetit bei Lexy war oft nicht vorhanden, und sie verlor an Gewicht. Von 20 Kilogramm wog sie zum Ende hin nur noch 16. Der Durchfall tat sein Übriges. Meine Freundin, die sehr emotional an Lexy hing und immer noch hängt, hatte Lexy so gut es ging bis zum Schluss unterstützt. Sie tat wirklich alles, was in ihrer Macht stand.
Durch die schlimme Arthrose war es für Lexy nicht mehr möglich, komplett am Leben teilzunehmen. Sie wollte – schaffte es aber nicht. Wenn ein Ball rollte, wollte sie ihn schnappen und spielen, aber ihr Bewegungsapparat war steif, und viele Bewegungen waren nicht mehr möglich. Aufrechtes Stehen war ebenfalls nicht mehr möglich. Die Hinterbeine hatten keine Muskeln mehr, sodass sie ihr Gewicht nicht mehr tragen konnte und oft die Treppen hinunterrutschte. Man musste oft helfen, aber ich wollte sie nicht tragen. Ist das empathielos? Für mich nicht … Ich tat, was ich konnte, aber ich konnte sie nicht tragen.
Rational vs. Emotional
Für mich war es ganz klar und rational betrachtet, dass irgendwann die Lebensqualität nicht mehr gegeben war. Ich darf darüber urteilen, da ich keine besondere Bindung zu Lexy hatte. Ich mochte sie zwar sehr, aber ihre Krankheiten und das, was ich alles für sie machen musste, hat mich sehr belastet. Deswegen könnte ich auch nie in der Pflege arbeiten – es würde mich psychisch zu sehr belasten.
Ich wünschte, es wäre anders gewesen, ich wünschte, ich hätte es bis zum Ende durchgehalten – einfach meiner Freundin zuliebe. Aber ich konnte es nicht. Ich habe gesehen, dass sie es schwer hatte, und ich wollte sie einfach von den Schmerzen erlösen … so hart es auch klingt.
Für mich stand immer das Wohlsein an erster Stelle – auch wenn man es nicht glauben mag.
Für meine Frau war ganz klar das Emotionale im Vordergrund. Es ist auch vollkommen legitim, dass meine Freundin so denkt und sich oft von meinem rationalen Denken getriggert gefühlt hat, aber ich meinte es nicht böse. „Lexys Kopf arbeitet noch und sie ist noch ganz da“ war immer der Satz meiner Frau. Aber dass es ihr eventuell nicht so gut ging und sie sich quälte, war für meine Frau undenkbar. Ich verstehe sie jedoch sehr gut. Ein Tier, das du seit der Geburt hast und wie dein eigenes Kind aufgezogen hast, kannst du nicht einfach so gehen lassen, das geht einfach nicht. Das verstehe ich jetzt noch mehr. Schon deswegen tut es mir unendlich weh, meine Frau so zu sehen. Sie leidet sehr.
Schönstes Leben
Sie hatte so ein schönes Leben, reiste rum und war in den tollsten Städten Europas unterwegs. Sie wurde so liebevoll behandelt wie es nur ging. Natürlich war es uns mit der Geburt von Laura nicht möglich, Lexy die volle Aufmerksamkeit zu schenken und sie so liebevoll zu halten wie es ging. Wir hatten versucht, Lexy das beste Hundeleben zu schenken, das sie bekommen konnte.
Sie hatte zwei Hundesitter (Franzi und Malik), die wöchentlich zwei bis drei Mal für ein paar Stunden unterwegs waren. Sogar zum Baden wurde sie mitgenommen und hatte den Spaß ihres Lebens. Sie mochte das Meer und das Planschen sehr. Der Sommer war ihre Zeit und sie war immer bei uns und immer dabei. Ein Hund, der nicht davor zurückschreckte, die Nase im Sand zu stecken und so lustig auszusehen wie kein anderer Hund. Sie mochte es, die Nase in den Schnee zu tauchen und den Schneeball zu fangen. Das war Lexy.
Bestimmt wie jeder andere Hund auch, aber für uns ein besonderer Hund mit viel Charakter.
Die Entscheidung
Aber irgendwann kam der Tag, an dem meine Frau die Tatsache akzeptieren musste, dass es Lexy nicht mehr gut geht und sie sich quälen könnte. Die letzten Tage haben gezeigt, dass es Lexy wohl schlecht geht. Man muss entscheiden, was nun das Beste für Lexy ist. Lexy ist 15 Jahre alt geworden und wäre dieses Jahr sogar 16 Jahre alt geworden. Die Entscheidung, einen Hund in den Hundehimmel zu geben und ihn von seinen Schmerzen zu befreien, ist wirklich nichts, was leicht ist.
Meine Frau hatte sich in den letzten Wochen bereits belesen und viele Informationen und Erfahrungen aus dem Internet geholt. Aber ein schwedischer Tierarzt hatte ihr wohl die Klarheit gegeben, die sie brauchte, um endlich loszulassen. Es zu akzeptieren, dass es hier nur um das Tierwohl geht und nicht um eine Tötung. Dass es hier darum geht, einen geliebten Freund von seinen Schmerzen zu befreien und nicht einfach nur um das Einschläfern.
Hundehimmel
Am 2. Mai 2023 hat der Hundehimmel Lexy in Empfang genommen. Das ist der Ort, wo man so viel Leckerlis und Wurst essen kann, wie man will. Man kann mit anderen Hunden spielen und den Ball endlich wieder mit Karacho hinterherjagen. Man kann all das machen, was man auch mit Frauchen und später auch Herrchen machen konnte – nur ohne Schmerzen und das ganze Leid. Dort ist es friedlich und schön und keiner beißt, und das Gebell ist immer fröhlich.
Es ist sehr schmerzhaft, darüber zu schreiben und die richtigen Worte zu finden. Komisch wird es sein, und man wird sich so oft an Lexy erinnern. Man wird Anekdoten erzählen und darüber lachen, wie toll doch diese Zeit gewesen ist. Selbst in der Urlaubszeit werden wir oft an Lexy zurückdenken.
Lebe wohl, Lexy, nun bist du im Hundehimmel. Du treudoofe Seele, wir werden dich sehr vermissen.