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Meine katastrophale Schulzeit

Auf die Frage, wie es denn in der Schule gewesen ist, kann ich eine genaue Antwort geben. Katastrophal. Es ist eigentlich peinlich darüber zu schreiben, denn ich hatte keine gute Schulzeit. Weder die Grundschule war schön, noch die Gesamtschule, auf die ich später ging.

Aber ich fange von vorne an.

Als Neuankömmling hat man es nie einfach. Man ist halt der neue Doofe. Doch als Neuankömmling im neuen Land als ausgesiedelter Deutscher ist das noch mal etwas anderes. Man kann die Sprache nicht, und man ist hier im fremden Land. Man hat keine Freunde, und man fühlt sich sehr alleine. So war es 1994.

Grundschule – Ich bin neu hier

In der Grundschule wurde ich gemobbt und schikaniert. Wurde ausgelacht und angespuckt. Mir wurden Sachen weggenommen und versteckt – einfach das volle Programm. Ich war schüchtern. Ich konnte kein Deutsch, und war dementsprechend benachteiligt in allen Dingen, die wichtig für den sozialen Umgang waren. Ich war ein Außenseiter.

Ich war ruhig und habe viel gesehen, doch nichts getan. Ich habe viel über mich gehört, doch nichts davon habe ich verneint und ließ es zu. Keine Kraft dafür, und ich war in der Unterzahl. Keiner mochte mich damals oder konnte mit mir etwas anfangen. Ein Aussiedler, der nicht die deutsche Sprache spricht, war ein gefundenes Fressen. Heute wäre es Rassismus. Damals völlig normal. Außerdem waren es Kinder. Über die Herkunft und meine Geschichte wussten nur die wenigsten, und die, die es nicht wussten, wussten einfach, dass ich kein Wort verstehe und neu bin.

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Außer einer Person, meinem besten Kumpel Sylvester, der bis heute immer noch ein Bestandteil in meinem Leben ist. Er ist zwar weggezogen nach München, ist jedoch trotzdem immer noch mein bester Kumpel. Mittlerweile bin ich mit ihm seit 30 Jahren befreundet. Aufgrund der familiären Gegebenheiten und der Entfernung sehen wir uns zwar weniger, die Freundschaft bleibt. Den Abschnitt wollte ich mit einbeziehen, da er mich gestärkt hat und mein Sitznachbar und Freund war – obwohl ich ein Außenseiter war.

Ich verdanke ihm, dass er in der Grundschulzeit für mich da war.

Gesamtschule – Ein Neuanfang?

Die Gesamtschule war für mich ein Neustart. Hier kannte mich niemand, und das war auch gut so. Hier konnte ich also von vorne starten und allen beweisen, dass ich zu den Coolen-Kindern gehöre. Doch auch hier stieß ich relativ schnell auf Grenzen. Ich wurde einfach entweder nicht wahrgenommen oder war zu uninteressant. Es war so, als ob ich unsichtbar wäre.

Das Hauptproblem, mit dem ich jedoch zu kämpfen hatte und das meinen Selbstwert enorm schrumpfen ließ, waren zwei Komponenten: Akne und Pickel. Die Teenagerzeit fing an, oder besser bekannt als Pubertät. Und die begann natürlich genau dann, als ich auf die Gesamtschule ging.

Ich habe immer gestaunt, wie andere ihr Gesicht so sauber halten konnten und Pickel und Akne-frei waren. Clearasil half bei mir nicht. Es half einfach nichts. Ich empfand mich als hässlich und war hässlich für die anderen. Später fand ich einen Schminkstift für Pickel und Akne, mit dem ich meine Problemstellen verdecken konnte, doch auch hier ging es nach hinten los. Man sah, dass mein Gesicht mit Schminke bedeckt war, und das für einen Jungen untypisch wäre. Außerdem sah man die aufgetragenen Stellen deutlich im Tageslicht – was mir zu dem Zeitpunkt nicht bewusst war. Das hat mich sehr beschämt und trug dazu bei, dass ich mich noch unwohler fühlte als ich schon war.

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Ich trug jeden Tag die gleichen Sachen, und das merkten natürlich die Mitschüler. Hier wurde ich ebenfalls gehänselt, und mir wurde nachgesagt, dass ich stinken würde und ungepflegt sei. Natürlich stimmte das alles nicht, denn ich habe mich jeden Tag geduscht und gründlich gepflegt. Doch für die Mitschüler hatte ich diesen Stempel. Für immer.

Und da das mit der Akne bei mir so ein großes Problem war und mir das sehr unangenehm und peinlich war, habe ich mich oft nicht mehr in der Schule blicken lassen. So entstanden aus ein paar Fehlzeiten mehrere Tage und Wochen. Die Entschuldigungen meiner Eltern habe ich fälschen müssen. Ich war nicht stolz darauf, aber das war der beste Weg für mich, nicht in die Schule zu gehen. Bis ich dann, nachdem ich die neunte Klasse zwei Mal bestritten hatte, meiner Schulpflicht komplett nachgekommen war und so abging.

Nun war ich im Arbeitsleben ohne Abschluss und ohne Perspektive.

Schulkinder vs. Eltern

Kinder können grausam in dem Alter sein, doch trotzdem ist das keine Rechtfertigung. Heute weiß ich, dass die Kinder, die so sind und andere Kinder schikanieren und mobben, aus einem fragwürdigen Elternhaus kommen. Entweder geben sich die Eltern keine Mühe mit der Erziehung oder man erzieht das alternativ und macht einfach gar nichts. So ist aus meiner Wahrnehmung derzeit die Erziehung und somit der Standard vieler Eltern geworden. Traurig eigentlich.

Meine Frau und ich geben uns sehr viel Mühe mit der Erziehung unserer Tochter, damit sie eben nicht so heranwächst.

Über meine Zeit von der Berufsschule bis zur Arbeit schreibe ich das nächste Mal. Das ist ein anderes Kapitel in meinem Leben gewesen.

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  • Eines möchte ich via Kommentar noch hinzufügen. Eine nette und liebe Mitschülerin hatte sich soeben bei mir gemeldet. Sie teilte mir mit, das sie es gar nicht so mitbekommen hat, wie ich es hier niedergeschrieben habe. Das Problem ist oft, das man es selbst nie so mitbekommt, wie es für die Person ist die es erleidet. Bis man es eventuell selbst am eigenen Leib gespürt hat.

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