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Meine Depression: Es gibt immer was zutun, dafür symptomfrei (#64)

Ich bin ein Freund von Faulheit und Nichtstun. Mein Tag, wenn ich nicht arbeite, besteht meistens aus YouTube schauen und neuerdings Zocken – etwas anderes kommt mir vor/nach einem langen Arbeitstag nicht in die Tüte. Ich möchte entspannen und einfach nichts tun. Der Haushalt macht sich aber nicht von alleine – und so, wie es nun mal ist, muss dieser auch des Öfteren erledigt werden. Meine Frau sitzt mir oft im Nacken und ich soll den Geschirrspüler aus- und einräumen – doch so gemütlich ich bin – habe ich keinen Bock darauf und erledige es ein paar Tage später, sofern es nicht bereits von meiner Frau erledigt wurde.

Man kann also ein Muster sehen: Ich bin faul. Die Faulheit zeigt sich aber oft in meinen Symptomen. So ist ein Tag voller Faulheit auch ein Tag, an dem ich meine Symptome stärker merke, als wenn ich arbeite oder etwas Produktives erledige und abgelenkt bin. Es nervt – denn nur dann bin ich wirklich „symptomfrei“.

Während meiner Krankheit und meiner anderthalbjährigen Abwesenheit auf Arbeit habe ich neue Prozesse im Haushalt kennengelernt. Ich fand es toll, die Wohnung aufzuräumen und einzurichten. Es war meine Bestimmung – denn sonst hätte ich auch nichts weiter gemacht. Viel gemacht habe ich nicht. Doch oft sind diese Prozesse einfach hilfreich im Alltag. Struktur ist halt sehr nützlich.

Meine Morgenroutine war geboren und ich fing an, jeden Tag dasselbe im Haushalt zu erledigen. Es nervte mich nicht – es machte mir Spaß. Das Bett zu machen, einen Kaffee zu machen und einfach die Wohnung sauberzuhalten und meiner Frau tagtäglich zu zeigen: „Schaue mal, Schatz, ich habe heute etwas gemacht!“. Oft waren die Reaktionen gut – doch noch öfter eher nicht so. Das Feedback, das meine Frau geäußert hat, war eher nervtötend. Nicht, weil es nicht schön aussah, eher weil sie genau wusste, dass das nicht von Dauer ist. Denn wie es so oft ist, verlernt man diese Prozesse dann, wenn man wieder arbeiten ist. Das Zeitmanagement ist durcheinander und das wieder geradezubiegen dauert. Meine Frau hatte also recht. Sie hat immer recht. Wahrhaben möchte ich es jedoch nicht immer.

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Ich weiß, dass mir diese täglichen Prozesse und diese Ablenkung wirklich gut getan haben. Meine Symptome waren weniger und mein depressiver Zustand hatte sich verbessert. Diese erlernten Prozesse nicht zu haben ist wirklich anstrengend. Was mir jetzt noch helfen wird, ist, dass man diese Prozesse wieder angeht und durchzieht. Denn eine Struktur reinzubringen ist nicht schwer, denn integrieren kann man das super – denn Zeit ist ja da. Wenn ich faulenzen kann, kann ich auch den Haushalt machen. Ich muss es nur wieder neu lernen. Ich weiß heute, durch meine Therapie und meinen Fleiß an mir selbst, dass man durchaus mit einer Depression und psychosomatischen Störung gut leben kann – man muss es nur wollen und die Krankheit so, wie sie ist, akzeptieren.

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