In diesem Erfahrungsbericht nenne ich extra keinen Namen und arbeite mit einer Abkürzung.
Worum geht’s – und wieso ich das teile
Ich leide seit fast fünf Jahren an HWS-Arthrose, Depressionen und psychosomatischen Beschwerden. Jeder Tag ist eine Herausforderung, vieles erscheint mir aussichtslos. Als meine Orthopädin mir empfahl, es einmal mit einem Heilpraktiker zu versuchen – konkret forvigor – war ich offen und hoffnungsvoll. Ich hatte keine Erfahrung mit Heilpraktikern und wusste nicht, was mich erwartet, also ging ich mit positiver Einstellung zum Termin.
Der Termin war schnell gemacht. Vor Ort nahm sich der Therapeut Zeit für eine Anamnese. Die Behandlung selbst war für mich ungewohnt – möglicherweise aber ganz normal im Rahmen einer naturheilkundlichen Methode. Ich war neugierig und wollte mich darauf einlassen.
Meiner rein subjektiven Einschätzung nach wurde bei der Behandlung mithilfe eines Geräts ein Magnetfeld erzeugt – dabei wurde mir ein Magnet auf bestimmte Körperstellen gelegt. Es entstand dabei vermutlich ein energetisches Feld. Diese Methode war mir bis dahin nicht bekannt, aber ich nahm an, dass sie zu den üblichen Anwendungen im heilpraktischen Bereich gehören könnte.
Während der anschließenden Tests, bei denen ich z. B. mit Armen und Beinen gegenhalten sollte, hatte ich den Eindruck, dass die Druckverhältnisse nicht immer gleich waren. Es fühlte sich für mich teilweise so an, als hätte der Therapeut unterschiedlich stark gegengehalten oder bewusst losgelassen – was meiner Wahrnehmung nach möglicherweise bestimmte Ergebnisse begünstigt haben könnte. Auf diese Weise wurde dann unter anderem auch das „passende“ Omega-3-Öl ermittelt (mehr dazu im nächsten Abschnitt).
Vor Beginn der Behandlung wurde ich gebeten, alle elektronischen Geräte, Piercings usw. abzulegen. Diesem Hinweis bin ich auch nachgekommen – allerdings fiel mir nach etwa zehn Minuten auf, dass ich meine Smartwatch noch trug. Der Therapeut wies mich nicht darauf hin, obwohl es zu Beginn als wichtig betont wurde. Offenbar wurde das Magnetfeld dadurch nicht beeinträchtigt – zumindest wurde es nicht thematisiert.
Der Verkauf von Omega-3-Öl
Im Laufe des Termins stellte mir der Therapeut zwei Omega-3-Öle aus Norwegen vor – eines kostete etwas über 60 €, das andere über 80 €. Es wurde erklärt, dass diese Öle als gute Grundlage zur Verbesserung meines Gesundheitszustands dienen könnten. Auf die Frage, ob ich mir vorstellen könne, monatlich rund 100 € für Nahrungsergänzungsmittel auszugeben, antwortete ich ehrlich, dass ich aktuell auf Krankengeld bin und mein Budget entsprechend begrenzt ist – meine Gesundheit mir aber trotzdem wichtig ist. Für mich persönlich stellte diese Aussage noch kein klares „Ja“ dar.
Daraufhin wurde mithilfe weiterer körperlicher Reaktionen getestet, welches der beiden Produkte „besser zu mir passe“. Das Ergebnis fiel auf das teurere Produkt. Ich fühlte mich in diesem Moment bereits etwas unwohl, konnte das aber noch nicht konkret greifen. Ich war offen, vielleicht auch etwas gutgläubig – und ging nicht davon aus, dass es hier primär um Produktverkauf gehen könnte.
Später kam die Frage auf, ob ich meine Corona-Impfung im linken Arm erhalten hatte. Nach meiner Bestätigung wurde erklärt, dass das mit meinen Beschwerden zusammenhängen könnte. Mir wurden Ampullen zur „Testung“ in die Hand gelegt, und laut Aussage des Therapeuten reagierte mein Körper auf die leeren BioNTech-Ampullen. Obwohl ich mit einem anderen Impfstoff (Valneva) geimpft wurde, wurde dies als mögliche Ursache thematisiert. Ich war skeptisch, fühlte mich aber in dem Moment dennoch irgendwie verstanden.
Was danach passierte …
Was mich im Nachhinein besonders irritiert hat: Im Rahmen des Gesprächs wurde auf meinen Namen ein Kundenkonto auf der Website eqology.com angelegt – mit meiner E-Mail-Adresse und einem vom Therapeuten gewählten Passwort. Außerdem wurde ein Abonnement für das teurere Omega-3-Öl und einen zusätzlichen Energy-Booster abgeschlossen. Ich hatte in dem Moment meine SEPA-Daten angegeben – rückblickend betrachtet war ich emotional überfordert und habe die Tragweite nicht vollständig überblickt. Die Bestellung selbst habe ich nicht eigenständig ausgelöst. Zumindest nicht aktiv auf bestellen geklickt.
Erst am Ende wurde mir mitgeteilt, dass die erste Lieferung nicht – wie angenommen – rund 100 €, sondern über 200 € kosten würde. Ich bekam eine Probierportion mit und es wurde mir scherzhaft gesagt, dass ich das Produkt vermutlich nicht bestellt hätte, wenn ich vorher gewusst hätte, wie es schmeckt.
Als ich die Praxis verließ, wurde mir nach und nach bewusst, was passiert war: Ein Abo lief auf meinen Namen, jemand anderes kannte meine Zugangsdaten, und ich fühlte mich nach der Behandlung weder besser noch sicherer – im Gegenteil: körperlich wie psychisch eher schlechter. Die Behandlung hat mich komplett fertig gemacht.
Reaktion auf meine Rückmeldung
Ich schrieb dem Therapeuten im Anschluss eine WhatsApp-Nachricht, in der ich mein Unbehagen schilderte und meinen Wunsch äußerte, die Bestellung zu widerrufen. Ich erhielt daraufhin eine etwa 3:30 Minuten lange Sprachnachricht, in der mir erklärt wurde, weshalb das Ganze aus seiner Sicht so ablief.
Als ich danach nochmals deutlicher formulierte, was mir persönlich missfallen hatte, erhielt ich zwar eine Antwort – doch der Therapeut teilte mir mit, dass aus seiner Sicht alles korrekt abgelaufen sei und ich dem Vorgehen mit dem Abonnement zugestimmt hätte. Die Verantwortung wurde dabei vollständig auf mich übertragen.
Es entstand bei mir der Eindruck, als würde man mir unterstellen, ich hätte das alles falsch verstanden oder falsch erinnert. Einige Tage zuvor hatte ich bereits die Rechnung über 160 € für die Behandlung erhalten. Eine weitere Rechnung für eine Blutuntersuchung wurde ebenfalls angekündigt.
Der Therapeut schrieb auch in seiner ausführlichen Nachricht an mich, dass ich ihn zu Unrecht beschuldige.
Mein persönliches Fazit
Ich hatte den Eindruck, dass der Fokus des Termins stärker auf dem Verkauf bestimmter Produkte lag als auf meiner individuellen gesundheitlichen Situation. Für mich persönlich wäre es hilfreicher gewesen, wenn man mir neutrale Informationen oder einen Link mitgegeben hätte – damit ich selbst und in Ruhe hätte entscheiden können, ob ich das Produkt überhaupt bestellen möchte.
Eine Empfehlung für ein vergleichbares Omega-3-Produkt aus der Apotheke oder von seriösen Online-Anbietern hätte ich als vertrauenswürdiger empfunden. Die Kombination aus Beratung, Produktvorstellung und direktem Abschluss eines Abonnements – inklusive fremder Kontoerstellung – fühlte sich für mich im Nachhinein unangenehm und übergriffig an.
Gerade wenn man gesundheitlich angeschlagen ist und sich Hilfe erhofft, wünsche ich mir mehr Sensibilität, Transparenz und Mitbestimmung. Ich hoffe, meine Erfahrung hilft anderen dabei, sich selbst ein Bild zu machen – und kritischer nachzufragen, bevor man voreilig Entscheidungen trifft.
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