Abschiede in der Klinik nerven mich. Und das nicht erst seit gestern – eigentlich schon seit Tag eins. Seitdem ich hier bin, begleiten mich Abschiedsmomente, und die ziehen sich nicht etwa nur über einen Tag. Nein, meistens dauern sie eine ganze Woche. Eine Woche, in der man Zeit hat, sich mental darauf vorzubereiten, dass jemand bald geht.
In den letzten knapp vier Wochen habe ich diesen Kreislauf unzählige Male erlebt. Ich glaube, man kann nachvollziehen, warum mir Klinik-Abschiede langsam echt auf den Keks gehen. Und nein, es liegt nicht daran, dass ich emotional nicht abschiedsfähig wäre. Es liegt daran, dass es einfach zu viele geworden sind – über zehn intensive Abschiedsprozesse, vielleicht sogar zwanzig, wenn man die kleinen Momente mitzählt.
Das Krasse daran? Ich werde der Letzte sein, der geht. Und genau das beschäftigt mich. Ich erwische mich immer wieder dabei, wie ich gedanklich meinen letzten Tag plane: Was sage ich? Wie verabschiede ich mich? Was bleibt hängen?
Vielleicht denke ich aber auch zu viel nach. Denn wenn ich ehrlich bin: Ich bin kein Typ für große Worte – zumindest nicht in Gruppentherapien oder in emotionalen Abschiedsrunden. Ich werde mich also wahrscheinlich kurzfassen. Und trotzdem hoffe ich, dass es bei den anderen ankommt. Eigentlich bin ich mir sogar sicher – hier in der Klinik verstehen die Leute auch das, was zwischen den Zeilen gesagt wird.
Was ich aber auch sagen will: Ich rede Abschiede nicht klein. Sie sind wichtig. Für die, die gehen, und für die, die zurückbleiben. Abschied ist ein Teil des Heilungsprozesses – ein Abschluss, der Raum für Neues schafft. Auch wenn er manchmal einfach nur nervt.
Entdecke mehr von NETZKAPITAEN - ICH + DER BLOG.
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.